Basel, 26. Januar 2010
In den letzten Jahren hat sich das Drüsige Springkraut — eine ursprünglich aus Nepal stammende Pflanze — grossflächig in den Wäldern ausgebreitet. Forscher der Universität Basel konnten nun zeigen, dass das Springkraut die Wurzelpilze bei Jungbuchen reduziert und dadurch das Wachstum der Waldbäume verlangsamt.
Gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht: Reisende haben immer wieder Pflanzen und Tiere aus fernen Ländern zur Bereicherung der heimischen Flora und Fauna nach Europa mitgebracht. Was sie nicht wussten: In der neuen Heimat konnten sich diese «Mitbringsel» bisweilen invasionsartig ausbreiten und dabei beträchtliche wirtschaftliche Schäden anrichten. In vielen Fällen be- oder verdrängen sie sogar einheimische Arten.
Ähnlich verläuft die Geschichte des Drüsigen Springkrautes (Impatiens glandulifera). Ursprünglich im westlichen Himalaja beheimatet, gelangte diese Pflanze 1839 nach England. Als beliebte Zierpflanze wurde sie von dort aus in zahlreiche europäische Gärten gebracht. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Art explosionsartig Bach- und Flussufern entlang und in Wäldern verbreitet. Bei Massenvorkommen verändert das Drüsige Springkraut die Zusammensetzung der einheimischen Kräuter. Es wird auch angenommen, dass sich diese invasive Pflanze negativ auf die Naturverjüngung der Wälder auswirkt. Genauere Untersuchungen liegen hierzu aber nicht vor.
Verschiedene Pilze leben im Boden in enger Symbiose mit Waldbäumen, deren Wurzeln mit einem feinen Geflecht von so genannten Mykorrhizen umgeben sind. Diese Wurzelpilze liefern den Bäumen Mineralstoffe und Wasser und erhalten als Gegenleistung Zucker.
Im Frühling 2008 haben Forscher der Universität Basel ein Feldexperiment mit drei Gruppen von Untersuchungsflächen in einem Laufentaler Wald eingerichtet: Die Gruppen bestanden aus Flächen bedeckt mit Springkraut, Flächen in welchen das Springkraut regelmässig entfernt wird und Flächen, die bisher noch nicht vom Springkraut besiedelt wurden. In einer Studie wurde der Fokus auf das Aufkommen von einjährigen Buchen gelegt. Diese wurden im Frühling 2009 in gleichen Dichten in den verschiedenen Untersuchungsflächen angepflanzt. Nach einem halben Jahr Wachstum lagen frappante Ergebnisse vor: Buchen, die von Springkraut umgeben waren, hatten 60 % weniger Wurzelpilze als die Bäumchen in Flächen ohne invasive Pflanzen. Das Springkraut reduzierte auch das Wachstum und die Überlebensrate der Jungbuchen. Individuen in Flächen mit Springkraut waren 15 % leichter und überlebten deutlich weniger häufig als diejenigen in den Kontrollflächen.
Diese Studie zeigt eindrücklich, wie eine invasive Pflanze durch den negativen Einfluss auf Bodenpilze das Aufkommen und Wachstum der Buchen hindert. Die daraus entstehenden ökonomischen Verluste für die Forstbetriebe wurden bisher noch nicht berechnet, dürften aber beträchtlich sein.
Die Arbeit wird im Rahmen der öffentlichen Tagung "Naturschutz in und um Basel" am Freitag, 29. Januar 2010, 13.15 – 16.40 Uhr im Hörsaal 102 der Universität Basel, Petersplatz 1, vorgestellt. Eingeladen sind alle interessierten Personen. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Das detaillierte Programm ist erhältlich unter: http://www.conservation.unibas.ch/news/naturschutzp.pdf
Dr. Hans-Peter Rusterholz
Tel. 061 267 08 30
email: hans-peter.rusterholz@unibas.ch
Prof. Dr. Bruno Baur
Tel. 061 267 08 29, Fax 061 267 08 32
email: bruno.baur@unibas.ch
Institut für Natur-, Landschafts- und Umweltschutz
Universität Basel, St. Johanns-Vorstadt 10, 4056 Basel
Bild 1: Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera; Foto: Jonas Küng)
Bild 2: Wurzelpilze (Mykorrhiza; Foto: Regina Ruckli)