Basel, 14. Oktober 2009

 

Wiederholte Einführung des Buchsbaumzünslers beschleunigt seine Ausbreitung

Neue Erkenntnisse aus einer Studie der Universität Basel

Der vor zwei Jahren erstmals in Riehen bei Basel nachgewiesene Pflanzenschädling hat inzwischen grosse Teile der Nordwestschweiz besiedelt und zahlreiche Kolonien südlich der Jurakette gebildet. Untersuchungen der Universität Basel zeigen, dass die rasante Verbreitung des Kleinschmetterlings nicht ausschliesslich auf sein Flugvermögen zurückzuführen ist, sondern wesentlich durch schädlingsbefallene Pflanzen beeinflusst ist, die durch Menschen verfrachtet wurden. Ein Augenschein in Gartenzentren der Region Basel bestätigte diesen Befund, wurde doch bei drei von sechs Besuchen von Grossverkaufsstellen mit Raupen befallener Buchs in den Verkaufsregalen gefunden.

Das massenhafte Auftreten eines neuen Schädlings bereitet vielen Gartenbesitzern grosse Sorgen. Die Raupen des Buchsbaumzünslers ernähren sich von den Blättern, zarten Triebspitzen und der grünen Rinde des Buchsbaumes. Nach dem Kahlfrass sterben die meisten Buchspflanzen ab. Bisher hat der Buchsbaumzünsler keine natürlichen Frassfeinde. Der erwachsene Falter ist nachtaktiv und hat eine Lebensdauer von etwa 8 Tagen. In dieser Zeit verpaaren sich die Tiere und die Weibchen leben ihre Eier auf Bäume in der Umgebung ab.

Rasante Verbreitung

Der ursprünglich aus Ostasien stammende Kleinschmetterling wurde 2007 erstmals in Weil a. R. nördlich von Basel beobachtet. Bereits ein Jahr danach wurden beträchtliche Schäden an Buchsbäumen in privaten Gärten und Parkanlagen in Riehen und Basel festgestellt. Der neue Schädling breitet sich seither ungebremst aus. Eine Forschungsgruppe am Institut für Natur-, Landschafts- und Umweltschutz der Universität Basel untersucht die aktuelle Verbreitung, Ausbreitungswege und Biologie des Buchsbaumzünslers in der Schweiz. In einer Ende August 2009 verbreiteten Mitteilung wurde die Bevölkerung aufgerufen, ihren Buchs regelmässig zu kontrollieren und einen allfälligen Befall zu melden. Innerhalb knapp 40 Tagen trafen mehr als 200 Fundmeldungen bei der Universität Basel ein. In der Schweiz liegt das Zentrum der Verbreitung in Basel und im unteren Baselbiet. Einzelne Kolonien wurden aber auch im Kanton Jura und südlich der Jurakette in den Kantonen Solothurn, Aargau, Zürich und am Bodensee gefunden. Die Geschwindigkeit, mit der sich der Buchsbaumzünsler in der Schweiz ausbreitet, übertrifft bei weitem das Flugvermögen des Kleinschmetterlings. So meinten Fachleute, dass der Schädling durch den Handel von mit Raupen und Eiern befallenen Buchspflanzen weiter im Land verbreitet wird. Insbesonders wurde vermutet, dass infizierter Buchs in Gartenzentren erhältlich ist. Dies wurde jedoch von den Gartenzentren vehement bestritten. Eigentlich Daten lagen bisher aber nicht vor.

Buchs mit Raupen erhältlich

Forscher der Universität besuchten im Sommer und Herbst 2009 sechs Gartenzentren in der Region Basel. Sich als interessierte Käufer von Buchs ausgebend, inspizierten sie sämtliche zum Kauf angebotene Buchspflanzen nach Raupen und Frassschäden des Buchbaumzünslers. Das Ergebnis ist ernüchternd: In drei Gartenzentren wurden mit Raupen befallener Buchs angeboten, in zwei weiteren Fällen war Buchs mit Frassschäden erhältlich (diese Pflanzen sind nach dem Befall mit einem Insektizid behandelt worden). Die Forscher haben jeweils das Verkaufspersonal auf den Schädlingsbefall der Buchspflanzen aufmerksam gemacht, worauf diese sofort aus den Regalen entfernt wurden.

Voraussetzung für eine effiziente Bekämpfungsstrategie des Buchsbaumzünslers ist das Unterbinden weiterer Einfuhr- und Verbreitungsmöglichkeiten. Deshalb ist es wichtig, dass sämtliche sich im Handel befindenden Buchspflanzen in regelmässigen Abständen auf Schädlingsbefall überprüft werden. Auch Gartenzentren sollten diese Kontrollen durchführen. Potenziellen Käufern wird empfohlen, jedes Buchsbäumchen genau anzuschauen, bevor es im Garten angepflanzt wird.

 

Bilder des Buchsbaumzünslers unter: http://www.euroleps.ch/seiten/s_art.php?art=pyr_perspectalis

Weitere Auskunft:

Prof. Dr. Buno Baur, e-mail: bruno.baur@unibas.ch, Tel: 061 267 08 29
Florine Leuthardt, e-mail: florine.leuthardt@unibas.ch, Tel: 061 267 08 58   Mobile: +41 77 449 26 79

Institut für Natur-, Landschafts- und Umweltschutz
Universität Basel
St. Johanns-Vorstadt 10
4056 Basel

 

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